Freitag, 26. Juni 2015

Bundesjugendspiele weg? Nur, damit kleine fette oder unsportliche Kinder und Jugendliche keinen Druck mehr haben?

Klar, soll meine Headline provozieren. Aber ich gebe zu ... DAS war mein erster Gedanke, als ich von diesem #bundesjugendspieleweg erfuhr. Weiterhin dachte ich ...


Da schafft es tatsächlich eine nicht mehr ganz junge Mutter, die Bundesjugendspiele öffentlich in Frage zu stellen? Nur, weil ihr kleiner, wohl unsportlich oder lustloser, Sohn weinend mit "nur" einer Teilnehmerurkunde von den BJS nachhause kam? Echt jetzt? 


ich mag mich kaum beruhigen aber egal ...


BEGINNE ICH HALT VON VORN
Ich würde es ja verstehen, wenn diese schulische Sportveranstaltung noch "Reichsjugendwettkämpfe" hießen (um 1920). TUN SIE ABER NICHT. Seit 1951 sind es eben die BJS und haben nichts anderes zum Zwecke, als Kinder und Jugendliche in einen schulsportlichen Wettkampf zu schicken. Dabei wird weder gefoltert, noch geschlagen und JEDER bekommt sogar eine Urkunde. So ganz nebenbei wird noch ermittelt, in welcher "Form" sich ein Kind/Jugendlicher sportlich befindet bzw. entwickelt. WO ALSO LIEGT DAS PROBLEM? Das "Wettbewerbsszenario" allein, kann es doch nicht sein!

Übertriebene Elternliebe?
"Nein Kevin, wenn du nicht laufen magst ... dann läufst du halt nicht!"

Ehrgeizige Eltern?
 "Kevin, ohne eine "Ehrenurkunde" brauchst du gar nicht erst nachhause kommen!"

Geschädigte Eltern?
"Kevin, Mama und Papa haben früher auch sehr darunter gelitten!"

Mag es ja alles geben, Diese Kids landen dann sicher auch  irgendwann mal im Vorstand einer großen Bank. Aber eine Mehrheit Dieser, würde mich schon sehr ängstigen.


SCHULE
Sie ist eben, neben des Lehrauftrages im Rahmen der Schulpflicht, auch dafür da, Talente und Neigungen frühzeitig zu erkennen und zu fördern. Und  dazu gehört, neben Sprachen, Mathematik/ Naturwissenschaften und Kunst, eben auch der Sport.


JA SPORT!
Wenn ich Kinder und Jugendliche heute so betrachte, stelle ich fest ... die haben zum Teil extremen Druck, schon in jungen Jahren. Ein Schultag wirkt da manchmal schon wie ein  10 Stunden Job. Nicht umsonst haben mitlerweile schon Kinder Anzeichen von burnout. HALLO ... BURNOUT! Und da soll eine letzte schulische Sportverantaltung "gekickt" werden? Eine letzte "Bastion der Bewegung"? Eine letzte Möglichkeit, den Kopf mal gänzlich abzuschalten und bloß den Körper zu fordern? Ihr hab Sie doch nicht mehr alle. Nehmt den Kindern den anderen Druck (gleich mehr dazu) und lasst Sie sich bewegen, anstatt Ihnen beizubringen, wie Sie schon mit 3 auf dem Handy oder Tablet CandyCrush zocken können. Sieht niedlich aus. Fördert sicher auch gewisse Koordinationsfähigkeiten der Finger und im Hirn ... ABER BRINGT IHNEN DOCH LIEBER MAL BEI ... EINEN BALL FANGEN ZU KÖNNEN!


KURZ ZU MIR
Ich gehörte fast immer zu den eher unsportlichen "Kandidaten". Ich mochte kein Kugelstoßen, Weit- oder Hochsprung. Hatte ich Lust und einen guten Tag, hatte ich trotzdem Erfolg. Laufen war ok.
Urkunden, egal welche, habe ich mir trotzdem an die Wand gepinnt!

Grundsätzlich lag/liegt mir das "sich mit anderen messen" auch nicht sonderlich. Aber ich habe die Veranstaltung an sich gemocht. Schwächelnde oder rekordbrechende Klassenkameraden anfeuern. Den Staffellauf-Sieg gegen die andere Klasse feiern oder eben betrauern. Oder einfach den Lehrern helfen, die ja immer alle Hände voll zutun hatten. Es hat eben Spaß gemacht und war (für mich) zudem eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag. Geschadet hat es mir nicht. Meines Wissens nach ... NIEMANDEM!


DOCH MAL ZUM EIGENTLICHEN "PROBLEM"
Ich bin Jahrgang ´74. Und ich behaupte, unsere Klasse bestand aus den selben "Typ Menschen" wie jede andere Klasse heute auch. (Klassenkasper. Klassenbester. Klassendoofi. Normalo. Toller Typ. Sportlich. Unsportlich) NUR mit einem großen Unterschied. Der Anteil von (nicht krankheits-bedingten) dicken (oder übergewichtigen) Kindern lag damals eben noch fast bei NULL. Wir haben uns (nicht nur gefühlt) viel mehr bewegt, als die Kids heute.


FAKTEN
Aktuellen Studien zufolge, ist heute bereits jedes 3(!) Kind übergewichtig. Selten Krankheitsbedingt. Jedes 4(!) fühlt sich zumindest übergewichtig. Und Kinder bewegen sich heute zum Teil 50% weniger als noch vor 20 Jahren. Andere Studien zeigen, das Kinder zum Teil nicht mehr in der Lage sind, einfachste (altersgemäße) Bewegungsabläufe zu meistern! WHAT?

Ein Schnelltest: Liebe Erwachsene (Eltern), steht doch gleich mal auf und macht eine Rolle vorwärts und eine Rolle rückwärts. klappt nicht? Tut weh? Total unkoordiniert? Ist normal ... weil ich/Ihr diese Bewegungen nicht mehr regelmäßig machen. Aber wie war es als Kind ... wir konnten es ALLE! WARUM KÖNNEN EURE KINDER ES NICHT MEHR?


ERNSTHAFT
Ihr solltet vielmehr darum betteln, das die Schule viel mehr Sport- bzw. Bewegungsmöglichkeiten anbietet ... als etwas wie die BJS noch abzuschaffen!


LIEBE ELTERN
steckt Eure Energie (die Ihr ja scheinbar habt) doch bitte voll und ganz in eine gute Erziehung (gesund & menschlich). Und wenn Ihr schon etwas verändern wollt, macht es an richtiger Stelle. Nehmt den Kindern z.B. den übermäßigen Druck in der Schule (zuviel Stoff in viel zu kurzer Zeit). Zwingt den Staat dazu, mehr Lehrerstellen, Kindergartenplätze und Kinderflächen in Städten zu schaffen. Nehmt Euch Zeit für Eure Kinder, anstatt Sie bloß (mit Konsole, Handy und Futter) ruhig zu stellen. Gebt Ihnen Wissen und soziale Kompetenz mit auf den Weg. Macht einfach gute Menschen aus Ihnen. Mit allen Stärken und Schwächen, die JEDER eben hat. (Meine ist z.B. die Rechtschreibung!)

So. Keine Ahnung warum ... aber jetzt geht es mir besser! :)